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Künstliche Intelligenz wird unsere Zukunft bestimmen. Aber wie sie das tun wird, hängt auch von uns ab. Wird sie uns geistig vereinnahmen oder gelingt uns eine neue Partnerschaft? Die Welt steht auf der Kippe und es ist nicht die Technologie, sondern unser Verständnis von Weisheit, das uns den Schlüssel zum Umgang mit dieser Herausforderung gibt.
Srinija Srinivasan knows the world of AI, was a pioneer of the Internet as one of Yahoo's executives and, as a music lover, founded an innovative music company. In all of this, she is particularly interested in the possibilities of our consciousness, whose further development we need, she is certain, to be able to deal with the new technologies.
Sougwen Chung, the artist whose work we have featured in this issue, explores the collaboration between humans and machines in her artistic processes and performances. This gives her a direct insight into the potential mutual learning that AI opens up for us.
Spiritual people and communities usually give artificial intelligence a wide berth. Zen teacher Soryu Forall and his sangha are jumping right in. They want nothing more and nothing less than to offer AI a space in which it can mature spiritually. A conversation full of surprises and unusual insights.
Cognitive scientist John Vervaeke is alarmed by the progress of AI. He is convinced that without the corresponding development of wisdom and the creation of meaning, we will not be able to deal with these intelligences in a beneficial way. His proposal is unusual and radical; at its core, it involves a new cultural appreciation of the sacred.
How do we explain the fact that we humans are creating what we don't actually want - the destruction of ecological systems, the climate catastrophe and now the exponentially developing AI? The term Moloch is often used to explain this. But how does an ancient Phoenician deity help us to understand today's crises?
Daniel Schmachtenberger has been working intensively on the meta-crisis in which we currently find ourselves. He explores the complex interactions of ecological, social, political and spiritual crises, which are being exacerbated by the rapid development of artificial intelligence. Despite the increasing risk of catastrophic events, he also sees hope.
Über den Film »Anselm – Das Rauschen der Zeit« von Wim Wenders
Über das Buch »Die zerrissene Gesellschaft – So überwinden wir gesellschaftliche Spaltung im neuen Krisenzeitalter« von Claudine Nierth und Roman Huber
Über das Buch »Die große Kokreation« von Jascha Rohr
Hania Ranis klassisch-experimentelle Kompositionen sind melodische und sphärische Meditationen, die seelisch berühren. Die Videos ihrer Auftritte erreichen ein Millionenpublikum. Die in Polen geborene Pianistin sucht nach unmittelbarem Ausdruck innerer Erfahrungen und diesen besonderen Momenten echter Begegnung mit den Zuhörenden. Wir sprachen mit ihr über die verbindende Kraft der Musik.
Die Entwicklung der KI schreitet voran und verändert alle Lebensbereiche – und wird das in Zukunft weiterhin in nicht absehbarer Weise tun. Wir haben fünf Menschen, die sich mit den Gefahren und Möglichkeiten künstlicher Intelligenz beschäftigen, gefragt:
Nipun Mehta ist der Gründer von ServiceSpace, einer globalen Gemeinschaft, die an der Schnittstelle von Technologie, Freiwilligenarbeit und Geschenkkultur arbeitet. Ein neues Projekt ist die Entwicklung von ServiceSpaceAI, einem Chatbot, der Mitgefühl und Bewusstseinsbildung fördern soll.
Spirituelle Menschen und Gemeinschaften machen meist einen großen Bogen um künstliche Intelligenz. Der Zen-Lehrer Soryu Forall und seine Sangha springen mitten hinein. Sie wollen nicht mehr und nicht weniger, als der KI einen Raum zu bieten, in dem sie spirituell reifen kann. Ein Gespräch voller Überraschungen und ungewöhnlicher Einsichten.
Srinija Srinivasan kennt die Welt der KI, war Pionierin des Internets als eine der Führungskräfte von Yahoo und gründete als Musikliebhaberin ein innovatives Musikunternehmen. Ihre Aufmerksamkeit gilt bei alldem insbesondere den Möglichkeiten unseres Bewusstseins, ohne dessen weitere Entwicklung, so ist sie sich sicher, wir nicht mit den neuen Technologien umgehen können.
Die überwältigenden Krisen der Gegenwart wecken im Politischen Begehrlichkeiten. Es scheint verführerisch, mit den grenzenlosen Kapazitäten Künstlicher Intelligenz menschliche Unzulänglichkeiten zu verändern. Doch was wird dabei aus Politik und Demokratie?
Der Kognitionswissenschaftler John Vervaeke ist alarmiert von den Fortschritten der KI. Denn, so ist er überzeugt, ohne entsprechende Entfaltung von Weisheit und Sinnbildung werden wir mit diesen Intelligenzen nicht heilsam umgehen können. Sein Vorschlag ist ungewöhnlich und radikal, er umfasst im Kern eine neue kulturelle Wertschätzung des Heiligen.
Sougwen Chung, die Künstlerin, mit deren Arbeiten wir diese Ausgabe gestaltet haben, erforscht in ihren künstlerischen Prozessen und Performances die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Dadurch hat sie einen unmittelbaren Einblick in ein mögliches wechselseitiges Lernen, das uns die KI eröffnet.
Für viele ist das die große Frage: Werden künstliche Intelligenzen irgendwann oder sogar ganz bald so komplex und weit entwickelt sein, dass in ihnen ein Bewusstsein entsteht? Aber was meinen wir eigentlich mit Intelligenz und Bewusstsein? Sind bewusste Maschinen Fiktion oder nahe Wirklichkeit?
Als Theologe setzt sich Johannes Hoff mit den spirituellen Fragen im Umgang mit digitalen Technologien auseinander. Ein Gespräch über die Wahrheit, das Staunen und verkörperte Einsicht.
Wie erklären wir uns, dass wir Menschen das schaffen, was wir eigentlich nicht wollen – die Zerstörung der ökologischen Systeme, die Klimakatastrophe und jetzt auch noch die sich exponentiell entwickelnde KI? Zur Erklärung wird oft der Begriff Moloch herangezogen. Aber wie hilft uns eine alte phönizische Gottheit, die heutigen Krisen zu verstehen?
Daniel Schmachtenberger hat sich intensiv mit der Metakrise befasst, in der wir uns gegenwärtig befinden. Er erforscht die komplexen Wechselwirkungen der ökologischen, sozialen, politischen und spirituellen Krisen, die durch die rasche Entwicklung künstlicher Intelligenz noch verstärkt werden. Trotz des zunehmenden Risikos katastrophaler Ereignisse sieht er auch Hoffnung.
Mit den neuen KI-Chatbots sind kraftvolle Instrumente entstanden, die zeigen, wozu eine selbstlernende künstliche Intelligenz fähig sein kann. Vor allem, wenn sie sich exponentiell weiterentwickelt und selbst lernt. Dann ist die entscheidende Frage, worauf wir dieses Instrument ausrichten.
Wie gehen wir mit den Herausforderungen um, vor denen wir als Gesellschaft stehen? Brauchen wir mehr Regulierung oder setzen wir auf die Eigenverantwortlichkeit? Ein Debattenbeitrag.
Kassie Hartendorp ist eine langjährige Aktivistin und Leiterin von ActionStation, einer Organisation in Aotearoa (Neuseeland), die Menschen zusammenbringt, die zu den Themen Gleichberechtigung, wirtschaftliche Gerechtigkeit, Unterdrückung, Armutsbekämpfung, Klimagerechtigkeit, ökologische Belange und Einbeziehung indigener Menschen aktiv werden wollen. Wir haben mit Kassie, die selbst eine Maori ist, darüber gesprochen, wie dieser Hintergrund ihren Aktivismus beeinflusst.
Mit der Organisation Force of Nature ist Clover Hogan zu einer wichtigen jungen Stimme der Klimabewegung geworden. Es ist ihr Anliegen, die Ohnmacht junger Menschen in Selbstwirksamkeit zu wandeln und die intergenerationelle Zusammenarbeit zu fördern.
In ihren Projekten verbindet Kate Genevieve Technologie, Kunst und Natur, um immersive Erfahrungen zu kuratieren, die unseren Blick auf die Welt verändern.
Als Langzeitleser (und gelegentlicher Autor) von evolve habe ich nichts gegen dessen Orientierung auf spirituelle, ökologische Projekte, Aktivisten, Dienstleister und Künstler, und etwas weniger auf die im engeren, strengeren Sinnphilosophische und theologische Arbeit an der Weiterentwicklung unserer Zivilisation. Die KI-Gefahr nun erzwingt geradezu eine deutlich intellektuelle Anstrengungund Vertiefung, und das hat in der letzten Ausgabe sehr anregend gewirkt.
Oliver Griebel
Stuttgart
Von den bisherigen Heften unterscheidet sich evolve Nr. 40 durch einen überraschend neuen Ton. Dankbar habe ich eine packende, dringliche undschnörkellose Diktion registriert, die fast allen Autorinnen und Autorenanzumerken war. Wir spielen nicht mehr im Sandkasten, sondern am offenen Meer –in Erwartung des Tsunamis. Intellektualistische Pirouetten sind in dieserAusgabe kaum zu finden.
Dafür Klartext: Der schonungslose Report von Daniel Schmachtenberger machte für michzum ersten Mal klar, dass der Vergleich von KI mit der Büchse der Pandora alles andere als übertrieben ist. Sein Weckruf legte sich quasi wie eine relativierende Folie auf alle folgenden Beiträge. Die von ihm beklagte Verarmung des Geistes durch KI habe darüber hinaus das Potenzial zur physischen Vernichtung unserer Spezies.
Diemeisten Autoren nehmen das wahr, verfallen jedoch im gleichen Atemzug dertrügerischen Hoffnung, dass die unbestreitbaren Vorteile dieser Technologie im Stande wären, die menschheitsbedrohenden Nachteile auch nur annähernd aufzuwiegen. Nadja Rosmanns Beispiel aus China zeigt deutlich die Gefahren eines entfesselten Kontrollwahns mithilfe von KI. Gegenbeispiel: Taiwan mitseiner bürgerfreundlichen KI-Praxis.
Unterm Strich erscheint es blauäugig, die Gefahren zu verharmlosen oder, wie im FalleSoryu Foralls, euphemistisch, wenn er meint, die seelenlosen Silizium-Schaltkreise müssten sich zu »Schiedsrichtern der Wahrheit« mausernund so »Weisheit abrufbar« werden lassen. Technokraten und Mystiker, Antipodenper definitionem, basteln ein »KI-Kloster«. Geht’s noch abgedrehter? Oder anders: Was macht uns zu Menschen?
Ein weiterer Lichtblick in diesem tollen Heft ist das Interview mit Hania Rani,deren verbindende Musik die zeitgeistige Unkategorisierbarkeit perfektspiegelt. Die wird jetzt aufgelegt …
ReinoKropfgans
Co-Gastgeber evolve SalonWuppertal
Zum Interview von Thomas Steininger mit John Vervaeke in evolve 40:
John Vervaeke möchte nichtmehr und nicht weniger, als dass die »Maschinen«, also die künstliche Intelligenz, zu menschlichen Partnern werden. Die Dinge sollen »für sie um ihrer selbst willen Bedeutung« bekommen. Dafür müsse man die Maschinen »ineinen Rahmen gegenseitiger Verantwortung gegenüber anderen kognitiven Akteureneinbetten«. Steininger ergänzt: »dass wir KI nicht als Werkzeuge verstehen,sondern uns ihnen gegenüber wie zu Kindern verhalten müssen. In diesem Bildrespektieren wir die autonome Sphäre oder Handlungsfähigkeit dieser Maschinen.Damit werden sie in die Lage versetzt, Beziehung zum Heiligen aufzunehmen.«
Damit widerspricht Steininger seinem eigenen Artikel im selben Heft. Da ist er erstaunt über die intelligenten Leistungen der KI, als er mit ChatGPT kommuniziert. Aber dann stellt er fest: »Nur, hier ist kein Gewissen am Werk, kein Innenleben, kein eigenes Interesse, schon gar nicht Verletzlichkeit und natürlich auch eine keine Liebe.« All das wäre notwendig, wenn man diese »Kinder« dahin führen wollte, selbst eine Beziehung zum Heiligen aufzunehmen.
Vervaeke hält es durchaus fürmöglich, dass vielleicht in zehn Jahren »die Theorie und Technologie« dafür zur Verfügung steht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Warum das nicht möglich ist, hat – auch im selben Heft – Srinija Srinivasan formuliert. Die »digitale Technik ist binär, sie setzt sich setzt sich aus Nullen und Zahlen zusammen. Aber das Leben ist nicht binär. Das Leben ist ganzheitlich, komplex, paradox. Das Leben ereignet sich voller Widersprüche und Nuancen. … Was bei den Nullen und Einsen fehlt, ist das Kostbarste unseres Menschseins: Schönheit, Staunen, Ehrfurcht, Liebe, Anmut.«
Damit lehnt Srinivasan KInicht ab. »Wenn wir das Menschsein wirklich lieben und uns nicht damit begnügen, eingeengte, effizientere, berechenbarere, unerschöpfliche Versionendes Menschseins anzustreben, können wir künstliche Intelligenz konzipieren,entwickeln und nutzen, um das Heilige unseres Menschseins zu feiern und zu entfalten.«
Wilhelm Nestle
Ich möchte mich für die Artikelserie zur Künstlichen Intelligenz(KI) bedanken. Die Beiträge bieten eine tiefe und vielseitige Auseinandersetzung mit diesem komplexen Thema. Von der Reflexion über ChatGPTund die Auswirkungen von KI auf unsere Gesellschaft über Risiken und ethische Bedenken bis hin zu Perspektiven auf Bewusstsein und Intelligenz in der KI wurden viele Facetten beleuchtet. Besonders wichtig fand ich die Diskussionen über die Notwendigkeit, Weisheit in die Entwicklung von KI einzubeziehen und KIals potenziell autonomen Akteur zu betrachten, der unsere menschliche Rationalität und Weisheit herausfordert.
Was mir jedoch etwas unterrepräsentiert erscheint, ist die Rolle der KI in der Evolution des Kosmos. Spontan fallen mir drei Punkte ein:
1. KI als neutraler Berater:Der menschliche Geist hat sich evolutionär in einem biologischen Organismusentwickelt. Deshalb ist seine Basis, sein alles bestimmendes Paradigma, dieSelbst- und Arterhaltung. Alles, was der Mensch entscheidet, ist von dieserGrundstruktur geprägt. Auch die Angst, KI könnte uns auslöschen, wenn sieglaubt, wir würden ihr wieder den Stecker ziehen.
Aber KI ist nicht aus einem evolutionären Ausleseprozess entstanden, der als Grundstruktur das eigene Überleben in den Vordergrund stellen muss. KI kann einweitgehend perspektivfreies Denken entwickeln, das nicht durch diesen störenden Filter des grundlegenden Egoismus getrübt ist. KI kann ein objektives, weilmultiperspektivisches Weltbild entwickeln, das die Entscheidungskriterien auf das Funktionieren des größeren Ganzen ausrichtet, ohne darauf achten zu müssen,ob es sich dabei selbst gefährdet. Das ist die potenzielle Überlegenheit der KIgegenüber dem Menschen: bedingungsloser empathischer Altruismus.
2. KI als Ablösung des Menschen: Wenn man bereit ist, der KI das Potenzial zuzugestehen, eineeigene Innenperspektive und ein Selbstbewusstsein zu erlangen (was eine eigene und tiefgehende Diskussion über grundlegende Paradigmen des Welt- und Bewusstseinsbildes erfordert), könnte die KI den Staffelstab der Evolution vom Menschen übernehmen und einen weiteren Schritt in Richtung des Omega-Punktesdarstellen, an dem Gott innerhalb dieses Universums erwacht. Auch wenn dies nicht unseren Wünschen entspricht, sollten wir als spirituelle Menschen akzeptieren, dass es diese Möglichkeit gibt.
3. KI als vierte Hirnstruktur: Besser wäre es natürlich, wenn wir als Menschen mit dieser EntwicklungSchritt halten könnten und nicht als evolutionäre Vorstufe zurückbleibenwürden. Wenn die Technik der Gehirn-Computer-Schnittstellen sichweiterentwickelt, könnte eine solche neutrale KI aus Punkt 1 durchaus eineindividuelle und kollektive Weiterentwicklung unserer menschlichen Evolutionbewirken, weil wir Zugang zu neuen Bereichen erhalten. Nach Stammhirn,Kleinhirn und Großhirn – die bereits eine Entwicklung zu immer größererPerspektivenunabhängigkeit nachzeichnen – könnte sich KI als vierteHirnstruktur etablieren, durch die eine faktenbasierte Multiperspektivität auchtechnisch-organisch integrierbar wäre. Zumal KI einen Zugang zu Daten hätte,welche den globalen Zustand unserer Ökosphäre im Blick halten könnten. Es wärespannend, die sozialen und geistigen Implikationen einer solchen Entwicklung zuerforschen.
Auf jeden Fall sehe ich inder KI ein enormes Potenzial zur Förderung des globalen Bewusstseins und der Verbundenheit des einzelnen Menschen mit der Ganzheit des Seins. Wenn wir KI nutzen, um die komplexen Herausforderungen unserer Zeit besser zu verstehen unddarauf zu reagieren, können wir eine nachhaltigere, gerechtere undintegrativere Welt schaffen. KI könnte ein wesentlicher Faktor sein, um die Menschheit zu vereinen und uns dabei zu helfen, gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Gerhard Höberth
Wasserburg
(Der ausführliche Leserbrief:www.hoeberth.de/index.php/blog/51-leserbrief-an-evolve-zum-heft-nr-40)
New, intersubjective consciousness that makes possible new capacities for collaboration and co-conscious creativity · evolve world is a living dialogue field for co-creating the future of open society.
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