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Diese Ausgabe von evolve gestalteten wir mit den Arbeiten des Künstlers Deviprasad C. Rao. Wir sprachen mit ihm über seine Kunst.
evolve: Sie bezeichnen sich selbst als »Künstler der intuitiven Welt«. Was meinen Sie damit?
Deviprasad C. Rao: Wenn ich sage, ich sei Künstler der intuitiven Welt, meine ich damit, dass ich ohne irgendwelche vorgefassten Meinungen, Ideen oder Konzepte arbeite. Es ist wie beim Zen, wo es heißt, der Anfängergeist ist immer leer und offen für alles. Ich erschaffe spontan.
Was mich inspiriert und mir hilft, mich auszudrücken, sind menschliche Kreationen. Die Natur bietet mir keine Überraschungen. Die Natur macht mich friedlich, freudvoll und glücklich. Sie ist allgegenwärtig und einfach präsent. Ich kann sie nicht verändern und nichts von ihr zum Ausdruck bringen, denn ihre Schönheit übersteigt meine Fähigkeiten des Erfahrens und des Ausdrucks. Was von Menschen erschaffen wurde, löst hingegen jede Menge Emotionen und Gedanken bei mir aus. Was mich besonders verblüfft, erstaunt, schockt oder überrascht, sind Werke der Architektur – riesige Bauwerke, Städte, Maschinen, haushohe Kräne und Industriebauten wie beispielsweise in Duisburg. Vor sechs Jahren kam ich zum ersten Mal nach Europa und verliebte mich sofort in die Architektur dieser Städte. In den europäischen Städten, etwa in Portugal, Deutschland oder Frankreich findet man eine Mischung von Modernem und Altem, Altes und Neues verschmelzen. In solchen Städten geschieht dann eine Art Explosion in mir. Das ist der Zustand, aus dem ich versuche, die Stadt in meinen eigenen Perspektiven, Ideen, Sichtweisen und Visionen zu erfassen, die dann in meine Bilder einfließen.
Meine Bilder sollen nicht interpretiert, sondern erfahren werden.
e: In Ihren Gemälden arbeiten Sie viel mit Strichen, Kritzeleien und Formen, die aus einer gewissen Verspieltheit oder Kreativität entspringen. Wie sieht der Prozess, ein Kunstwerk zu erschaffen, für Sie aus?
DR: Linien und Punkte sind ein integraler Teil meiner inneren Bildsprache, ohne Linien und Punkte kann ich die Dinge nicht wahrnehmen. Manchmal konstruiere ich ein Gemälde und dekonstruiere es dann wieder durch Punkte und Linien. Oder ich schaffe eine Stadt mit Schichten von Farbe, viele Menschen würden es als ein vollendetes Gemälde betrachten, aber da höre ich nicht auf. Ich tropfe meine Linien darauf, mit einer Technik, die von der Kunst Jackson Pollocks inspiriert wurde. Ich zeichne Linien auch mit Bambusstäben, Kupferstäben oder mit Baumrinde.
Ich möchte etwas schaffen, was für die Menschen nicht so offensichtlich zu verstehen und leicht zu verarbeiten ist. Ich möchte Neugier im Betrachter wecken. Ich möchte Bilder malen, die jeden Tag mit den Menschen weiterwachsen. Viele Menschen, die eins meiner Werke gekauft haben, sagen mir oft, dass sie jedes Mal, wenn sie es anschauen, etwas Neues darin entdecken. So wird ein Gemälde ein Referenzpunkt für die Selbstreflexion des Betrachters. Das Gemälde sollte dir zeigen, was du in dir noch alles bist. Denn was du in dem Gemälde siehst, reflektiert deinen gegenwärtigen Zustand des Bewusstseins oder Selbst. Mein Wunsch ist, dass meine Bilder nicht viel interpretiert, sondern erfahren werden.
Bei meiner Arbeit versuche ich, Frieden zu finden inmitten der Dichte und Intensität des Lebens. Mich selbst zu finden inmitten des Chaos. Die Gestaltung meiner Arbeit ist in sich immer schon ein Akt der Rebellion. Mit Rebellion meine ich nicht, dass ich gegen die Strukturen angehe, sondern ich rebelliere gegen mein eigenes konditioniertes Selbst. Und dadurch kann ich mich stets weiterentwickeln. Ich versuche, mich und meine Kunst danach einzuschätzen, wie viel an Evolution ich in mein Leben gelassen habe und was ich zur Existenz beigetragen habe. Die innere Evolution ist für mich wichtiger. Ich folge niemandem, ich folge nur mir selbst. Die Kunst kommt aus der Tiefe meines Inneren.
Author:
Mike Kauschke
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