Das große Loslassen

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Published On:

February 2, 2024

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Ausgabe 41/2024
|
February 2024
Leben, Tod
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Wir verneigen uns vor euch, ihr Vorfahren in einer fernen Vergangenheit. Wir sprechen zu euch aus einer gesunden Zukunft und schenken euch eine Geschichte, die unsere Urgroßeltern an uns weitergegeben haben, damit ihr euch wieder besinnen könnt:

Vor langer Zeit gab es auf diesem schönen blaugrünen Planeten große Aufruhr und Verzweiflung. Seltsamerweise hatten die meisten Menschen der Erde auf irgendeine Art die zyklischen Prinzipien vergessen. Sie hatten einen merkwürdigen alchemistischen Prozess erfunden, bei dem das »letztendliche Ziel« darin bestand, dass eine »einzelne Person« so viel wie möglich »besitzt«. Stellt euch vor, sie hatten sogar vergessen, dass wir alle zutiefst mit dem Gewebe aller Wesen verwoben sind. Was ist von letztendlichem Wert? Was ist »eine einzelne Person«?

Der erste Teil dieses alchemistischen Prozesses bestand darin, sich zu bedienen – an Pflanzen, Steinen, seltenen Erden, Teilen von Tieren und allen möglichen natürlichen Elementen der Erde. Anstatt nur das zu nehmen, was gebraucht wurde, und nur das zu erschaffen, was gesund war, nahmen sie mehr, als nachhaltig war, und kämpften sogar gegeneinander darum! Sie töteten Pflanzen, Tiere, ganze Arten. Jahrtausendelang wurden die Körper der Erde und all ihrer Völker zerstört und zerstückelt. Die daraus resultierenden Traumata machten es noch schwieriger, sich wieder zu besinnen. Es waren dunkle Zeiten, meine Lieben.

Da das Leben als Quelle in diesen alchemistischen Prozess einfloss, zeigten sich vier gravierende Auswirkungen: ausgelaugtes Erdreich und ausgelaugtes Leben, kranke und verwirrte Menschen, eine Menge nutzloser und nicht nachhaltiger toter Materie und unglaubliche Mengen an virtuellem »Geld«, angesammelt von einigen wenigen »Individuen« (damals wurde das Wort noch nicht dazu verwendet, um jemanden zu beschreiben, der sich nicht mehr besinnen kann).


»Das Ganze kann nicht gesund sein, wenn ein Teil davon leidet.«

Das Tragische daran war, dass nichts zurückgegeben wurde. Der von ihnen geschaffene Trennungsalgorithmus hatte sich wie ein Pilzgeflecht in allen Prozessen und Mustern ausgebreitet. Die Menschen waren ihm gegenüber blind geworden. Sobald sie ihn zu erkennen begannen, fanden sie sich in allen möglichen widersprüchlichen Verstrickungen wieder. Das, was sie loswerden wollten, schien einfach überall zu sein. Ja, sie hatten wirklich die Kreisläufe des Lebens und den fruchtbaren Erdboden vergessen. Das Leben auf diesem schönen, wundervollen Planeten stand auf dem Spiel.

Doch dann besann man sich von vielen verschiedenen Seiten aus wieder auf die alten Wahrheiten. Langsam versammelten sie sich wieder im Kreis, langsam lauschten sie wieder allen Stimmen: zuerst den verstummten Menschen, dann den Bäumen, den Tieren, den Bergen, dem Wasser. Das Lied des Lebens wurde von den Menschen wieder gehört. Langsam begannen sie wieder, die von Kreisläufen und wechselseitiger Abhängigkeit geprägte Wirklichkeit wahrzunehmen, das Ein-Gewobensein in das Gewebe aller Wesen durch den Raum dazwischen.

Die tiefen Verschiebungen wurden möglich, als immer mehr Menschen auf den seltsamen alchemistischen Prozess hinwiesen, der die Grundlage für die Zerstörung der Lebendigkeit war. Dann begann »Das große Loslassen«. Die schönen Seelen, die »Gewinner« im Spiel der Anhäufung gewesen waren und mehr als genug hatten, begannen loszulassen und schütteten ihre virtuellen Hamsterberge in einen Topf, der geschaffen wurde, damit die Menschen dem Land etwas zurückgeben konnten. Dieser Topf ermöglichte es, diejenigen zu ernähren, die sich um das Land, den Boden und um die mehr-als-menschlichen Wesen kümmerten. Oh, das Feiern der Ganzheit!

Plötzlich hatten die Gärtnerinnen, die Landwirte, die Imkerinnen, die Förster, die Permakulturschaffenden, die regenerativen Landwirte, die Hinterhofgemüsebauern, die Humusspezialistinnen, die Druiden, die Kräuterkundigen, die Bewahrer indigenen Wissens und indigener Praktiken genug Ressourcen, um sich um Regenwürmer und Mikroben, Wasserrückhalt und Biodiversität zu kümmern. Dem Leben wurde Geld zurückgegeben, Land wurde sich selbst zurückgegeben, Häuser wurden der Allgemeinheit zurückgegeben – und der seltsame alchemistische Prozess verwandelte sich in etwas Nährendes.

Die Menschen verstanden, dass Gesundheit nicht individualisiert oder fragmentiert werden kann, sondern dass es um das Ganze geht. Das Ganze kann nicht gesund sein, wenn ein Teil davon leidet.

Deshalb pflegen wir unseren regionalen Boden in zirkulierenden Strukturen und sorgen für die Gemeinschaft aller Lebewesen, in der wir leben. Das ist auch der Grund, warum wir mehr als genug haben und auf gesunde Weise teilen und Handel betreiben können.

Liebe Vorfahren, bitte besinnt euch.

Author:
Kaa Faensen
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