Weckruf der Extreme

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Interview
Published On:

January 24, 2018

Featuring:
Abraham Maslow
Clare Graves
Donald Trump
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Issue 17 / 2017:
|
January 2018
Die Postmoderne und darüber hinaus
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Aufwachen und Aufwachsen in einer post-faktischen Welt

Der integrale Philosoph Ken Wilber setzt sich immer wieder mit den Errungenschaften und Schattenseiten der Postmoderne auseinander und formuliert einen Entwicklungsschritt, der ihre Werte und Erkenntnisse einschliesst und über sie hinausweist. Wir sprachen mit ihm über seine Sicht auf die Postmoderne und fragten ihn, warum die Wahl Donald Trumps und der Aufstieg der Populisten in Europa ein Impuls sein könnten, über die Postmoderne hinauszugehen.

evolve: Seit Langem hast du über die positiven Seiten und Probleme der Postmoderne geschrieben. Aktuelle Ereignisse wie die Wahl Donald Trumps in den USA und das Erstarken populistischer Strömungen in Europa stellen sich allem entgegen, was die Postmoderne wertschätzt und erreicht hat. Wo steht die Postmoderne heute deiner Beobachtung nach?

Ken Wilber: Ich habe immer die vielen positiven Beiträge des postmodernen Denkens hervorgehoben, insbesondere drei Beiträge: den Kontextualismus – die Idee, dass alles in einem Kontext geschieht – , den Konstruktivismus – die Idee, dass unsere Sicht der Wirklichkeit (teilweise) konstruiert ist – und den Aperspektivismus – die Idee, dass wir alles aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachten können. Diese Ideen sind alle noch gültig – sie sind wahr, aber einseitig.

Im Laufe der Zeit wurde der Umgang mit diesen Ideen immer extremer, besonders als die postmodernen Denker eine Form von Genealogie oder historischem Developmentalismus unternahmen. Das heißt, sie bemerkten, dass sich die ethischen Vorstellungen einer Kultur in der Geschichte der Menschheit in ihren Aussagen über die Wahrheit sehr stark von denen einer vorhergehenden oder nachfolgenden Kultur unterschieden. Sie kamen immer mehr zu der Überzeugung, dass Wahrheit durch die Kultur geschaffen wird und damit eine soziale Konstruktion ist, also durch das soziale Umfeld geformt wird. Damit ging die Idee einher, dass es »nichts anderes als Geschichte gibt«, dass also alles geschichtlichen Veränderungen ausgesetzt ist. Das bedeutete auch einen Frontalangriff auf jede Form von objektiver Wahrheit. Dies führte letztendlich zu einem extremen Relativismus, einem radikalen Egalitarismus und einer post-faktischen Politik.

Neben den einseitigen Wahrheiten des postmodernen Denkens gibt es noch weitere ernste Probleme. Eines der größten ist, dass das grundsätzliche Konzept einen fundamentalen Widerspruch enthält, weil es sagt: Es ist universell wahr, dass es keine universelle Wahrheit gibt. Das andere Problem liegt in den Konzepten des Relativismus und des Egalitarismus. Relativismus bedeutet, dass es keine universelle Wahrheit gibt, denn alles ist relativ und variiert von Kultur zu Kultur oder sogar von Mensch zu Mensch. Und Egalitarismus bedeutet, dass aufgrund dieser Relativität jeder Wahrheit alle Wahrheiten und Werte gleich sind.

Man kann über Evolution oder die Existenz von Geschichte sprechen, ohne in Relativismus abzugleiten.

Die Abschaffung der Wahrheit

e: Das Verstehen der Veränderungen in den ethischen Vorstellungen und den Denkweisen im Laufe der Geschichte war ein wichtiger, bahnbrechender Beitrag. Kann man diese Tatsache nicht auch anerkennen, ohne in den Relativismus der Postmoderne zu verfallen?

KW: Ja, ich glaube schon. Die Idee, dass es »nichts anderes als Geschichte gibt«, entstand vor 200 Jahren mit der Entdeckung der Evolution. Bei der Erforschung biologischer Organismen und menschlicher Kulturen fanden wir heraus, dass sie alle eine Entwicklung zeigen, dass man einen historischen Entwicklungsverlauf erkennen kann. Fast nichts von dem, was heute existiert, hatte immer die gleiche Form, fast alles durchlief eine Entwicklung oder Evolution.

Der amerikanische Philosoph Charles Peirce formulierte am Anfang des 20. Jahrhunderts die erste fundierte evolutionäre Philosophie, die diese Erkenntnis der Evolution mit einbezog, aber auch erklären konnte, warum das, was sie behauptete, wahr war. Er erklärte, dass es keine Naturgesetze gibt, sondern lediglich »Natur-Gewohnheiten«. Etwas, das zuerst zufällig entsteht, existiert weiter, wiederholt sich und wird zu einer stabilen Gewohnheit. Manche Elemente wie die Atome gibt es schon seit langer Zeit, fast seit dem Urknall, und deshalb wurden sie zu Gewohnheiten. Man kann also über Evolution oder die Existenz von Geschichte sprechen, ohne in Relativismus und Egalitarismus abzugleiten.

Bei der Betrachtung der Evolution bemerken wir, dass im Verlauf der Evolution alles, was in die Existenz kommt, schließlich seine Vorgänger transzendiert und einschließt – ein ganzes Quark wird Teil eines Atoms, ein ganzes Atom wird Teil eines Moleküls, ein ganzes Molekül wird Teil einer Zelle. Ein Ganzes, das Teil eines größeren Ganzen wird, nannte Arthur Koestler ein Holon. So sehen wir in der Evolution die kontinuierliche Entfaltung von Holons, die sich durch größere Vereinigung, mehr Ganzheit, höhere Komplexität und mehr Bewusstsein auszeichnen. Diese Holons entwickeln sich im Laufe der Geschichte, aber sie werden zu sehr stabilen, fortdauernden, sich wiederholenden Gewohnheiten. Diese Gewohnheiten existieren in einem Kontext, aber diese Kontexte werden schließlich universell. Deshalb können wir doch von so etwas wie einer universellen Wahrheit sprechen. Wir können einerseits erkennen, inwiefern Wahrheit historisch bedingt ist und sich verändert, aber wir können auch die Aspekte sehen, die gewohnheitsmäßig und konstant sind, die sich wiederholen und deshalb die Grundlage für objektive, wahrheitsgemäße Aussagen bilden.

Auf der menschlichen Ebene erkennen wir zwei Entwicklungswege, die ich »Aufwachen« und »Aufwachsen« nenne. Aufwachen bezieht sich auf die verschiedenen kontemplativen Traditionen, die davon ausgehen, dass es einen Zustand von Erleuchtung, Satori, Moksha oder der großen Befreiung gibt. Dieser Zustand wird meist als das Ergebnis eines Prozesses des Aufwachens verstanden. Jede Kultur hatte eine Disziplin, Übung oder Praxis, um einen höheren Bewusstseinszustand zu erfahren, in dem sich eine vollkommen andere Wirklichkeit zeigt. Immer, wenn diese Erfahrung auftritt, wird sie als das höchste Gut wahrgenommen, das Menschen jemals besitzen können. Das Aufwachsen hingegen bezieht sich auf psychologische Entwicklungsebenen, die wir als Menschen durchlaufen.

e: Wie verläuft diese menschliche Entwicklung und welche Rolle spielt darin die postmoderne Ebene der Entwicklung?

KW: Wenn wir Modelle der menschlichen Entwicklung betrachten, dann sehen wir als charakteristischstes Merkmal jeder Entwicklungsstufe einen Zuwachs in der Anzahl der Perspektiven, die der Mensch einnehmen kann. Neugeborene müssen in den ersten Monaten ein Selbst-Bewusstsein entwickeln und kleine Kinder lernen später, die Rolle von anderen einzunehmen. In der Pubertät entsteht die Fähigkeit, einen Schritt von der eigenen gegenwärtigen Erfahrung zurückzutreten und einen objektiven Blick darauf einzunehmen. Das ermöglicht die Emergenz von Rationalität und einer hypothetischen wissenschaftlichen Denkweise. Das ist die rationale Stufe der Entwicklung, die wir in der menschlichen Kultur in der westlichen Aufklärung sehen. In den 1960ern entstand als ein weiteres Hauptstadium der Evolution die Fähigkeit, sich all seiner rationalen Konzepte bewusst zu werden und über sie nachdenken zu können. Dadurch können die Erkenntnisse der vorhergehenden rationalen Entwicklungsstufe in neuem Licht betrachtet werden. Das war der Beginn der postmodernen oder post-rationalen Entwicklungsstufe. Auf dieser Stufe betrachten und hinterfragen wir alle Wahrheiten, die in der rationalen Wissenschaft als endgültig und universell gelten. Die Postmoderne kritisierte einen reduktionistischen Blick der Wissenschaft, der allein eine objektive Perspektive auf die Wirklichkeit und die Kulturen einnahm. Die postmodernen Denker sagten, dass wir die Kulturen von innen her verstehen müssen. Das ist eine umfassendere Perspektive, die die begrenzte, rationale Perspektive übersteigt.

e: Die postmoderne Perspektive schaut also auf die Kultur, in der die Wissenschaft arbeitet. Und wenn wir die Kulturen betrachten, bemerken wir, dass es verschiedene Kulturen gibt und dass all diese Kulturen unterschiedliche Perspektiven haben. Ist das die neue Erkenntnis, dass wir plötzlich nicht nur die objektive Wahrheit der Wissenschaft sehen, sondern auch die subjektive Wahrheit unterschiedlicher Kulturen?

KW: Genau. Das ist ein Prozess von Differenzierung und Integration. Die Postmoderne, die post-rationale Entwicklungsstufe, kann über alle verschiedenen Wirklichkeiten reflektieren, einschließlich der Wissenschaft, wodurch sie alle Kulturen der Welt einbeziehen konnte. Sie konnte diese Kulturen voneinander unterscheiden und achtete auf alle Unterschiede. Aber da die Postmoderne sie noch nicht integrieren konnte, konnte sie nicht entscheiden, welche von all diesen Kulturen mehr Wahrheit, mehr Werte, mehr Einheit oder mehr Ganzheit enthielt. Es hieß, man müsse alle Kulturen vollkommen gleich behandeln.

Die postmodernen Denker waren die Ersten, die das Innere der verschiedenen Kulturen betrachtet haben. Sie bemerkten auch, dass sich diese Kulturen entwickeln. Als sie diese historischen Entwicklungsschritte untersuchten, erkannten sie, dass die kulturelle Weltsicht bestimmt, was als objektive Wahrheit betrachtet wurde. Die postmodernen Philosophen betrachteten zudem, wie die Wissenschaft zu verlässlichen Wahrheiten kommt. Foucault zum Beispiel untersuchte die Sozialwissenschaften und die Geschichte sozialer Institutionen wie Gefängnisse, Krankenhäuser und psychiatrische Kliniken. Als diese Institutionen aufgebaut wurden, dachte man, dass man dabei auf dem Boden tatsächlicher Wahrheiten stand. Foucault zeigte in einer Reihe schockierender Bücher, dass viele unserer Konzepte wie psychische Krankheit sich tatsächlich entwickelt und viele historische Veränderungen durchlaufen haben. Er beobachtete, dass jede objektive Wahrheit in eine Kultur eingebettet war, und dass das, was wir objektive Tatsachen nennen, einem intersubjektiven Feld von Interpretationen entspringt.

Postmoderne in der Defensive

e: Wenn wir auf die heutige Zeit zu sprechen kommen, können wir sehen, dass sich die Postmoderne zum ersten Mal in der Defensive befindet. Welche Gründe gibt es deiner Meinung nach dafür?

KW: Seit den 1960ern hat sich der Anteil der Menschen im Westen, die man einer postmodernen Entwicklungsstufe zurechnen kann, von drei bis vier Prozent auf etwa zwanzig Prozent erhöht. Sie wurden zum progressivsten Teil der Kultur, zur führenden und fortschrittlichsten Entwicklungsstufe. Dadurch beeinflusste ihr Egalitarismus und Relativismus nach und nach die gesamte westliche Kultur.

Wie wir gesehen haben, wurde postmodernes Denken, wenn es extrem angewandt wird, sehr schnell widersprüchlich. Man konzentrierte sich auf die Dekonstruktion, was bedeutet, dass man jeden Wert und jede Wahrheit entwerten konnte, weil es keine Wahrheit und keine Werte gibt. Das endete in einem ausgeprägten Nihilismus und Narzissmus. Narzissmus – denn wenn es überhaupt keine Wahrheit gibt, dann gibt es nichts, das mir sagen kann, dass ich falsch liege. Wahrheit ist also das, was ich will. Nihilismus – denn wenn es nichts Wahres gibt, dann ist es nicht berechtigt, irgendetwas mehr Bedeutung und Wert zu geben, als etwas anderem. Deshalb vertrete ich gar keine Wahrheit.

Das Problem mit dem Nihilismus und Narzissmus liegt darin, dass sie nicht als progressive Bewegung der Evolution handeln können, weil sie nicht führen können und keine Richtung haben. Wenn man glaubt, es gäbe keine Wahrheit und nichts, was besser ist als irgendetwas anderes, dann kann man keine Entscheidung darüber treffen, was der bestmögliche Weg der weiteren Entwicklung sein könnte. Aber wenn wir als Evolution nicht an unsere eigene Entwicklungsdynamik glauben, dann kommt die Evolution zu einem krachenden Halt. Und genau das ist mit dem progressiven Teil der kulturellen Evolution in den letzten 20 bis 30 Jahren passiert. Immer öfter hörten wir Aussagen wie »Es gibt keine Wahrheit«, »Alles, was du für wahr halten willst, ist für dich wahr«, »Wir haben alternative Fakten«.

Die Postmoderne machte aus ihrer eigenen Wahrheit eine absolute Wahrheit, die nicht infrage gestellt werden konnte.

e: Das heißt, du siehst die Wahl Donald Trumps und auch das Anwachsen populistischer Bewegungen in Europa als einen Weckruf angesichts extremer Ausdrucksformen der Postmoderne?

KW: Das Problem ist nicht die Postmoderne und ihr Relativismus, sondern eine extrem verstandene Postmoderne. Weil sie nicht in der Lage war, die neuen Perspektiven, die sie entdeckte, zu integrieren, verfiel sie in einen extremen Relativismus. Sie machte aus ihrer eigenen Wahrheit eine absolute Wahrheit, die nicht infrage gestellt werden konnte. Das war natürlich ein Widerspruch. Aber wenn man dem nicht zustimmte, wurde man Rassist, Sexist, Frauenfeind oder Fremdenfeind genannt.

Mit Trump wurde es für intelligente, reflektierte Menschen unmöglich zu sagen: Es gibt keine Wahrheit.

Bei Donald Trump sehen wir, dass sich jede seiner Forderungen gegen postmoderne Grundsätze richtet. Er hört sich an wie ein Rassist, Sexist und Frauenfeind. Seine Wähler sind tendenziell ethnozentrisch, rassistisch, sexistisch, fremdenfeindlich, nationalistisch oder patriotisch. Menschen mit diesen anti-postmodernen Haltungen gibt es auch in Europa. Im gesamten anti-postmodernen morphogenetischen Feld bekommen diese Strömungen einen »Freifahrtschein«. Dieses anti-postmoderne Feld ist meiner Meinung nach auch ein Versuch, die extrem dysfunktionale postmoderne Stufe zu korrigieren.

Der Weg der Integration

e: Was könnte eine integrale Antwort auf diese Dysfunktion der Postmoderne sein, die gleichzeitig die postmoderne Kultur, in der wir leben, transzendiert und einbezieht?

KW: Wir müssen den Extremismus der progressiven Postmoderne korrigieren. Denn wir brauchen eine gesunde Postmoderne als Teil eines gesunden Entwicklungsprozesses für alle Menschen. Gleichzeitig müssen wir einzelne Menschen ermutigen, in integrale Ebenen der Entwicklung hineinzuwachsen. Dafür müssen sich immer mehr Menschen der Tatsache bewusst werden, dass wir tatsächlich einen Prozess des Aufwachsens durchlaufen und dass es sehr gute Modelle für diese Entfaltung gibt.

Wir müssen uns der höheren Möglichkeiten des Aufwachsens bewusst werden, aber wir müssen auch anerkennen, dass es ein Aufwachen gibt, das wir im Westen fast vollständig ignoriert haben. Und es ist kein abwegiger Gedanke, dass integrale Stufen der Entwicklung ein Teil unseres Bildungssystems werden können. In den 1950ern wurde ausschließlich die rationale Perspektive gelehrt – und das hat sich seitdem dramatisch verändert, als mehr und mehr postmoderne Ideen einbezogen wurden.

e: Wie könnte dieser Einfluss einer integralen Perspektive größer werden?

KW: Wenn die progressive Bewegung einer Kultur etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht, kommt es tendenziell zu einem Wendpunkt und die Werte dieser progressiven Bewegung durchdringen die gesamte Kultur. Die integrale kognitive Verständnisfähigkeit, die wir in etwa fünf Prozent der Bevölkerung sehen, muss etwa zehn Prozent erreichen. Und ich denke, dass das im Bildungssystem stattfinden kann, denn Trumps post-faktische Welt schockiert viele Menschen, darunter buchstäblich alle postmodernen Theoretiker auf unserem Planeten. Seitdem hat keiner von ihnen gesagt, es gäbe keine Wahrheit. Sie sehen, dass Trump so etwas sagt, und merken, wie zerstörerisch es ist. Das ist eine evolutionäre Selbstkorrektur. Mit Trump wurde es für intelligente, reflektierte Menschen unmöglich zu sagen: Es gibt keine Wahrheit.

Also gibt es gute Gründe zu erwarten, dass mehr integrales Denken in das Bildungssystem Einzug hält. Dann ist es möglich, in einem oder in zwei Jahrzehnten auf zehn oder zwanzig Prozent der Bevölkerung mit einem integralen Bewusstsein zu kommen. Jeder von uns kann versuchen, so vielen Menschen wie möglich diese Entwicklungswege zu vermitteln. Das beinhaltet das Aufwachen genauso wie das Aufwachsen. Es ist problematisch für die postmoderne Kultur, dass es in ihr für diese beiden Dimensionen von Entwicklung kein Verständnis gibt. 

Wenn wir die Entwicklungsmodelle von Clare Graves oder Abraham Maslow anschauen, wird darin ein Unterschied zwischen einem »Ersten Rang« und einem »Zweiten Rang« getroffen. »Erster Rang« bezieht sich auf alle Stufen bis zur Postmoderne: also zum Beispiel die archaische, magische, mythische, rationale, relativistische (postmoderne) Ebene. Diesen Ebenen ist gemein, dass sie alle denken, ihre Wahrheiten und Werte seien die einzig richtigen Wahrheiten und Werte in der Welt. Alle anderen haben unrecht. Mit dem Sprung zum »Zweiten Rang« und den integralen Ebenen entwickeln wir ein intuitives Verständnis dafür, dass es auf jeder vorherigen Stufe der Entwicklung etwas Bedeutsames und Wichtiges gibt. Alle Ebenen sind Teil eines Entwicklungsprozesses. Die Probleme, die die Postmoderne hervorgebracht hat – sie differenziert, aber kann nicht integrieren – können nur von der nächst-
höheren Entwicklungsebene gelöst werden, die integral oder holistisch genannt wird, und die in der Lage ist, die Integration hervorzubringen, die unsere Welt so dringend braucht. 

Das Gespräch führte Thomas Steininger. 

Author:
Dr. Thomas Steininger
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