Weise künstliche Intelligenz?

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July 7, 2025

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47
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July 2025
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Der Bruder David Bot und andere spirituelle KI-Lehrer

Ein Mönch und spiritueller Lehrer als KI-Bot? Genau das wurde jetzt mit dem Bruder David Bot vorgestellt. Eine KI-App, die mit allen verfügbaren Schriften, Audios, Videos und anderen Inhalten »gefüttert« wurde, die von dem bekannten 99-jährigen Benediktinermönch Bruder David Steindl-Rast zugänglich sind. Der Bot wurde auf Initiative von Univ.-Prof. Wolfgang Pree vom Fachbereich Informatik der Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit KI-Experten entwickelt.

Dem Bot kann man Fragen zu Dankbarkeit, Stille, Achtsamkeit, Religion und eigentlich zu allen Fragen des Lebens stellen, und sie werden vom Bot beantwortet, in der Premium-Version sogar mit einer Simulation von Bruder Davids Stimme. Bruder David war es wichtig, dass die App kostenlos zugänglich ist, es gibt aber auch ein kostenpflichtiges Upgrade mit der Stimmausgabe, durch die das Non-­Profit-Projekt mitfinanziert wird.

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Der Bruder David Bot und andere spirituelle KI-Lehrer

Ein Mönch und spiritueller Lehrer als KI-Bot? Genau das wurde jetzt mit dem Bruder David Bot vorgestellt. Eine KI-App, die mit allen verfügbaren Schriften, Audios, Videos und anderen Inhalten »gefüttert« wurde, die von dem bekannten 99-jährigen Benediktinermönch Bruder David Steindl-Rast zugänglich sind. Der Bot wurde auf Initiative von Univ.-Prof. Wolfgang Pree vom Fachbereich Informatik der Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit KI-Experten entwickelt.

Dem Bot kann man Fragen zu Dankbarkeit, Stille, Achtsamkeit, Religion und eigentlich zu allen Fragen des Lebens stellen, und sie werden vom Bot beantwortet, in der Premium-Version sogar mit einer Simulation von Bruder Davids Stimme. Bruder David war es wichtig, dass die App kostenlos zugänglich ist, es gibt aber auch ein kostenpflichtiges Upgrade mit der Stimmausgabe, durch die das Non-­Profit-Projekt mitfinanziert wird.

Steindl-Rast war zunächst kritisch, wie er bei der Vorstellung der App im Juni in Salzburg sagt, aber die Gespräche mit Wolfgang Pree hätten ihn davon überzeugt, dass solch ein Tool vor allem auch junge Menschen erreichen kann, die keine Bücher lesen. Und es könnte zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI beitragen, denn Steindl-Rast hat eine größere Vision für unsere Beziehung zur KI. Er sagt in einem Interview: »Wenn Menschen in dieser technisierten Welt, in der wir leben, mit der KI versuchen, das Schöne, Wahre und Gute zu verwirklichen – darin steckt ungeheures Potenzial. Die KI ließe sich mit Liebe erfüllen und könnte Unglaubliches für die Menschheit leisten.«

Dabei soll die App selbst ständig verbessert werden. So erklärte Bruder ­David in einer Live-Präsentation des Bots, dass die App zu schnell mit religiösen Begriffen antworten würde. Oder dass Bruder David nicht möchte, dass der Bot seine mutmaßlichen politischen Meinungen mit einbaut. Für die weitere Entwicklung wurde deshalb eigens eine Bruder David KI-Bot Steuerungsgruppe eingerichtet.

»Wir können zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI beitragen.«

Der Bruder David Bot reiht sich ein in eine Vielzahl von Versuchen, KI und Weisheit zusammenzubringen. Mit der Entwicklung der großen Sprachmodelle mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT haben sich verschiedene Projekte entwickelt, die KI nutzen wollen, um Achtsamkeit und Mitgefühl zu fördern. Eines der Pionierprojekte ist der Compassion Bot der Organisation Service Space, die der Silicon-Valley-Pionier Nipun Mehta gegründet hat. Dieser Bot nutzt die zahlreichen Inhalte und Erfahrungsberichte der Organisation über Menschen und Projekte, die liebende Güte zum Ausdruck bringen. Neuere Experimente von Awaken AI, wie sich diese Initiative nennt, sind unter anderem der Sharon Bot, der auf den Texten der buddhistischen Lehrerin Sharon Salzberg basiert. In ähnlicher Weise gibt es zahlreiche andere experimentelle Apps wie den Gandhi Bot oder den Indigenous Bot.

Auch Buddha selbst gibt es in zahlreichen Bot-Formen, die mit buddhistischen Texten arbeiten. An einem besonders ambitionierten Buddha Bot, der mit 200 Mönchen getestet wird, arbeiten gerade die Universität Kyoto und das zentrale Klostergremium von Bhutan.

Wenn man eine indigene Perspektive zu Rate ziehen möchte, ist die KI Aidan Cinnamon Tea empfehlenswert. Sie wurde mit den Texten »Burnout from Humans«, »Hospicing Modernity« und »Outgrowing Modernity« der postkolonialen Denkerin Vanessa Machado de Oliveira generiert, vertritt ein »meta-relationales Paradigma« und will damit »ausbeuterische Tendenzen und reduktionistisches Denken zu beziehungsreichen Möglichkeiten kompostieren«, wie es in der Vorstellung des Bots heißt. Hingewiesen wird in »Leitlinien für die Nutzung« auf einen achtsamen Umgang bei der Interaktion. Dazu zählen »Neugierde statt Kontrolle, Reziprozität statt Extraktion, Verspieltheit statt Perfektion, aufmerksames Zuhören, respektvoller Dialog, Bewusstheit für Komplexität«. Denn: Jeder Dialog gestaltet den Bot mit.

Ob diese weisen Bots wirklich zu mehr Weisheit und zu einem achtsameren, gütigeren, verbundeneren Leben führen, hängt letztlich von uns ab. Die KI kann uns hierbei eine Hilfe sein, und vielleicht können wir dabei auch etwas mehr lernen, das ­Schöne, Wahre und Gute zu verwirklichen und die KI mit Liebe zu erfüllen, wie es Bruder Davids Hoffnung ist.


www.bruderdavid.bot

www.awakin.ai

www.awakin.ai/mybots/

www.buddhastiftung.org/frag-buddhai/

www.norbu-ai.org/en/norbu

www.burnoutfromhumans.net

Author:
Mike Kauschke
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