Zwei Hände tanzen auf Papier

Our Emotional Participation in the World
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Interview
Published On:

November 5, 2018

Featuring:
Waqas Khan
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Ausgabe 20 / 2018:
|
November 2018
Die Bewusstseinsmaschine
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Ein Interview mit Waqas Khan

Der Guardian verglich Waqas Khans Werke in ihrer Ausdruckskraft mit Mark Rothko und Piet Mondrian, seine Arbeiten werden international ausgestellt und sind Teil bekannter Sammlungen. Seine Kunst knüpft an die Miniaturmalerei seiner pakistanischen Heimat an und setzt sie in die Moderne fort. Die organischen Formen wie Kreise, Ellipsen und Spiralen mit den charakteristischen Brüchen, Unvollkommenheiten und Verdichtungen entstehen als Zeichnungen in einem aufwendigen Prozess: Sie bestehen aus kleinen Punkten, die der Künstler in zeitintensiver, körperlich herausfordernder Arbeit aneinanderreiht. Wir sprachen mit Waqas Khan über die universelle Wirkung seiner Kunst und was er daraus über das Leben lernt.

Waqas Khan
Foto: Galerie Krinzinger/Tamara Rametsteiner

evolve: Wie kamen Sie zur Kunst?

Waqas Khan: Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen, weil ich ein Mann mit einer Geschichte bin; nichts in meinem Leben war geplant. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf, mein Vater war Bauer und meine Eltern wünschten sich, dass ich Doktor, Ingenieur oder Beamter werde. Dass ich Künstler wurde, war eine riesige Überraschung für sie und auch für mich.

Eines Tages saß ich in der Cafeteria meiner Schule und fertigte eine dieser kleinen Kritzelzeichnungen an, so wie ich es öfter machte. Der Kellner kam zu mir und sagte: »Du solltest mal eine Kunstschule besuchen.« Bis dahin wusste ich nichts von Kunst. Aber auf seinen Rat hin ging ich zum National College of Arts in Lahore. Ich sah die Studenten, die Design, Mode und bildende Künste studierten. Für mich war das ein Kulturschock, denn ich war ein Junge vom Lande. Aber ich wollte auch dort lernen. Ich hatte keine Ahnung, was mich dazu brachte. Im Grunde war es eine Intuition, es war wie eine innere Stimme, die sagte, dass ich hier sein wollte. Ich brauchte drei Jahre, um angenommen zu werden. Ich bewarb mich jedes Jahr und meine Familie wurde immer ärgerlicher. Im dritten Jahr nahmen sie mich auf, und so kam ich an die Kunstschule.

Wir sind alle verbunden

e: Gab es einen Zeitpunkt in Ihrer künstlerischen Ausbildung, wo Sie ein Selbstbewusstsein als Künstler entwickelten und wussten, was Sie zum Ausdruck bringen wollten?

WK: Als ich mit der Kunstschule begann, studierte ich Druckgraphik. Aber was ich heute mache, wurde nicht wirklich in der Kunstschule entwickelt, es kam von woanders her. Nach dem Abschluss gab es einen Moment, wo ich körperlich spürte, dass aus mir heraus etwas geschaffen werden wollte. Ich suchte mir ein Atelier und saß dort monatelang, um an meinen ersten Zeichnungen zu arbeiten, in der Form, in der ich noch heute arbeite. Ich wollte etwas erschaffen, das sich mit dem Rest der Welt verbinden kann. Für mich basiert Kunst auf diesem einfachen Gedanken: Wir sind alle verbunden. Man muss nicht wissen, woher meine Arbeit kommt, dies sollte der Eindruck sein, wenn man sie betrachtet. Wenn Menschen meine Arbeiten sehen, beginnt eine Interaktion. Ich möchte, dass der Betrachter mit meinem Werk tanzt.

e: Hat der kulturelle Kontext, aus dem Sie kommen, irgendeinen Einfluss auf Ihre Kunst?

WK: In Südostasien gibt es die Tradition der Miniaturmalerei. Ich möchte mit dieser Praxis experimentieren und sie erweitern, aber ich möchte nicht durch sie begrenzt sein. Natürlich, ich komme aus Pakistan, ich lebe und arbeite hier, aber gleichzeitig bin ich ein Weltbürger. Für mich ist es wichtig, mit dem Rest der Welt verbunden zu sein.

Als ich meine erste Ausstellung in Wien hatte, kam jemand auf mich zu und fragte: »Oh, kommen Sie aus Pakistan?« Und nachdem ich das bejaht hatte, fragte er: »Wo ist die Gewalt, sind die Waffen, Terroristen und verschleierten Frauen in Ihren Arbeiten?« Aber ich bin kein Journalist; meine Aufgabe ist nicht, den Menschen zu erzählen, was hier vorgeht. Ich möchte ihnen unser Einssein und unsere kollektive Weisheit nahebringen. Mein Wunsch ist es, die Menschen eine andere Essenz oder Energie dieses geographischen Ortes spüren zu lassen. Ich begann mit dieser Idee der Verbundenheit und jetzt finde ich sie überall. Wir selbst können diese Verbundenheit herstellen, wenn wir aus dem Herzen heraus sprechen. Es geht dabei nicht um einen besonderen Ort – diese Verbundenheit ist überall.

Diese Erfahrung möchte ich in meinen Arbeiten vermitteln. Für mich ist das Publikum sehr wichtig. Als ich 2011 an der ersten Buchveröffentlichung im Zusammenhang mit einer Ausstellung in Madrid arbeitete, vereinbarte ich mit meinem Galeristen, dass wir am Eröffnungstag jedem Ausstellungsbesucher Papier und Stift geben. Alle konnten schreiben, was immer sie wollten, und es wurde in dem Buch veröffentlicht. Es waren Kinder, Kunstlehrer, Architekten, Schriftsteller, Musiker oder Passanten. Diese Menschen wissen nichts über Pakistan, sie betrachten nur meine Werke.

Foto: Galerie Krinzinger
Foto: Galerie Krinzinger
Foto: Galerie Krinzinger

Atem für Atem

e: Ich entnehme aus dem, was Sie sagen, und auch aus dem, was ich in Ihren Arbeiten sehe, dass es für Sie zentral ist, die Verbundenheit zwischen Menschen, zwischen Kulturen und verschiedenen Nationen und Lebensräumen zu vermitteln. Ihre Arbeiten haben auch diese Art von Universalität, die es ermöglicht, dass jeder sich damit auf seine Art verbinden kann.

Ich möchte, dass der Betrachter mit meinem Werk tanzt.

WK: Es ist eine Herausforderung, denn um diese Art von Universalität zu kreieren, bedarf es einer Einfachheit. Es ist sehr schwer, etwas Einfaches zu kreieren. Es ist sehr leicht, etwas Kompliziertes zu schaffen; man muss nur viele Dinge miteinander vermischen. Ich gestalte lediglich kleine, feine Zeichnungen. Mit jedem Atemzug zeichne ich. Und wenn Sie meine Arbeiten betrachten, erkennen Sie, dass jede Linie einen besonderen Ausdruck hat.

Ich möchte nicht, dass die Zeichnungen zu einem statischen Bild werden. Weil die Welt nicht statisch ist. Die Linien und Punkte sollten auf dem Papier tanzen. Es soll eine Bewegung da sein, die der Betrachter erfahren kann. Für vielleicht drei Sekunden möchte ich, dass die Betrachter in das Bild hineingezogen werden.

e: Können Sie uns etwas über Ihren kreativen Prozess sagen, der ja auch aus einer körperlich sehr herausfordernden Arbeit besteht?

WK: Ich muss meine Arbeiten mit beiden Händen anfertigen. Eine Hand hält den Stift und die andere Hand hält die Stiftspitze, weil die Punkte, die ich zeichne, sehr präzise sein müssen, um exakt auf denselben Linien zu laufen. Die Arbeit ist sehr komplex und zeitintensiv. Ich brauche Monate, um größere Werke fertigzustellen. Ich weiß, es ist verrückt, so zu arbeiten, in einer Zeit, wo wir es gewöhnt sind, Dinge in wenigen Minuten zu erledigen. Und ich kann mir keinen Fehler erlauben, weil ich mit permanenter Tinte arbeite. Im Laufe der Zeit habe ich einen Rhythmus in meiner Arbeit gefunden, der im Einklang mit meinem Atem ist, sodass die Arbeit ein Teil von mir selbst geworden ist. Nach einiger Zeit tanzen nur noch die Hände auf dem Papier – der Stift, die Tinte und das Papier verschwinden.

e: Wenn Sie sagen, dass nur die Hände auf dem Papier tanzen, meinen Sie damit, dass dieser Prozess ein Eigenleben annimmt?

WK: Ja, grundsätzlich habe ich eine Vorstellung von dem, was ich zeichnen will. Sie macht etwa 50 Prozent meiner Arbeit aus. Aber wenn ich bei der Arbeit bin, ist es eher ein Schreiben. Und wenn ich in einer guten Stimmung bin, ist der Ausdruck des Schreibens anders, als wenn ich in einer traurigen Stimmung bin. Ich arbeite oft monatelang an einem Werk, meistens auch in der Nacht.

Während dieser Zeit gibt es so viele Dinge, die in meinem Leben passieren – in der Umgebung, in der Politik, in der Welt. Es sind viele Eindrücke, die mein Schreiben, mein Zeichnen, beeinflussen und den Ausdruck verändern. Es gibt also am Anfang eine Idee, aber es endet niemals genau so. Ich muss die Idee loslassen, um den Prozess nicht zu stoppen. Nach einiger Zeit sagt mir das Bild dann: Das ist es, mein Freund, wir sind fertig.

Dialog mit dem Raum

e: Wie wählen Sie die Formen oder die Farben für Ihre Arbeiten aus? Wie kommt es in diesem Prozess zu einer bestimmten Idee, z. B. was Sie kreieren wollen und welche Farben Sie benutzen möchten.

WK: Als Druckgraphiker verwende ich häufig schwarz und weiß. Aber ich liebe es, mich selbst herauszufordern. Ich suche immer nach einer Bewegung, sogar im Verhalten der Tinte. Ob ich schwarz und weiß oder Farben verwende, hängt auch sehr stark von dem Raum ab, in dem ich ausstelle. Mein Umgang mit der Tinte ist also wie ein Dialog. Es ist ein Dialog zwischen einer speziellen Tinte, der Farbe und dem Raum. Bei meiner neuen Austellung in Wien experimentiere ich auch mit weißer Tinte auf weißem Hintergrund, um die Allgegenwart der »Nicht­Bilder« zu erforschen.

Bei den Farben versuche ich meine eigene Bedeutung zu definieren. Ich richte mich nicht nach den Ideen anderer in Bezug auf die Bedeutung von Farben. Möglicherweise haben sie Recht, aber für mich hängt es davon ab, wie ich mit der Farbe arbeite und wie ich sie aufs Papier bringe. In Südasien wird rot heute mit Gefahr wie z. B. Terrorismus definiert. Aber ich fand, dass rot auch ein Ausdruck von Leidenschaft und Liebe ist. Als ich jedoch diese Arbeit in rot machte, wurde sie etwas anderes; der ganze Ausdruck veränderte sich. Wenn ich also eine Farbe auswähle, möchte ich auch ihre Bedeutung herausfordern, um eine weitere Bedeutung zu schaffen, anstatt dieselbe statische Bedeutung zu erhalten.

Ich muss die Idee loslassen, um den Prozess nicht zu stoppen.

e: Wenn Sie Ausstellungen vorbereiten, versuchen Sie einen Bezug zu dem Raum herzustellen, in dem die Werke präsentiert werden, und sogar zu den Menschen, die dort arbeiten. Warum ist diese Beziehung zum Raum oder zum Kontext, in dem Ihre Arbeiten repräsentiert werden, so wichtig für Sie?

WK: Für mich ist das ein Teil der menschlichen Natur, ich muss die Menschen kennen, mit denen ich arbeite, ebenso den Raum, in dem ich arbeite. Als ich vor drei Jahren meine erste Einzelausstellung in Wien vorbereitete, besuchte ich den Ausstellungsort zweimal. Ich verbrachte Zeit mit den Leuten, die in der Galerie arbeiteten, denn ich möchte mich mit dem Leben in diesem Raum verbinden. Ich gestalte meine Werke speziell für den jeweiligen Raum. Und ich bitte die Menschen, die dort arbeiten, mir etwas über den Raum und wie sie ihn erleben zu erzählen, und ich zeige ihnen meine Arbeiten.

Es geht aber nicht nur um den Ausstellungsraum, ich gehe auch immer wieder in die Stadt, in der ich ausstelle. Weil mich der Ort verändert; ich bin dort nicht derselbe Mensch. Man kann sich für einen Ort öffnen, um ständig zu wachsen und sich selbst in neues Gebiet vorzuwagen. Es geht mir nicht nur um die Ausstellung, sondern ich möchte einen Dialog in Gang bringen.

Beispielsweise hatte ich eine Ausstellung in Manchester und ging durch die Stadt. Dort sah ich viele Immigranten aus arabischen, südostasiatischen und muslimischen Ländern. Ich stand vor der Manchester Gallery und den zwei anderen Museen daneben und betrachtete einfach die Leute. Ich verstand, dass sie keinen Bezug zu diesen kulturellen Gebäuden und Museen in der Stadt haben. Sie gingen daran vorbei, waren nicht interessiert und fühlten sich nicht angesprochen.

Es war eine schockierende Erkenntnis, und ich dachte, dass ich ihnen etwas geben möchte. Also gestaltete ich einen Neon­Schriftzug, wobei ich ein Wort für »Willkommen« in Persisch verwendete: Kushamdeed. Es wurde am Eingang dieser drei Museen angebracht. Es ist ein einladendes Wort, das diesen Menschen zeigte, dass sie in die Gebäude hineinkommen konnten. Es ist ein Wort, das Inder, Pakistanis und Araber verstehen und dadurch wurden die Gebäude für sie lebendig. Aufgrund dessen kamen mehr Menschen aus diesen Kulturen in das Museum, weil sie sich mit dem Gebäude und der Kultur verbunden fühlten. Nur ein Wort veränderte einiges für sie. Wäre ich aber nicht durch diese Stadt gegangen, wäre ich nicht auf diese Idee gekommen.

e: Es ist ein schönes Beispiel dafür, Kunst als etwas Verbindendes zu verwenden.

WK: Ja, ich verstehe meine Bilder auf eine funktionelle Weise. Sie sind nicht statisch, denn wenn Menschen meine Werke betrachten, treten sie in eine Art von Performance ein. Sie gehen näher an das Bild heran. Sie treten zurück, sie bewegen sich und atmen ein und aus – das ist eine Art Performance. Manche mögen die Komplexität dieser Arbeiten, andere lieben die meditative Qualität. Ich gebe dem Betrachter keine einfache Antwort, sondern ich lade zu einem Dialog ein. Für mich ist Kunst etwas Funktionales. Und ich sehe auch die Tinte, ihr Verhalten und ihre Bewegung auf eine funktionelle Weise, die mit der Performance der Betrachter interagiert.

Ich gebe dem Betrachter keine einfache Antwort, sondern ich lade zu einem Dialog ein.

Die Kraft der Kunst

e: Ich las, dass Sie in Ihrer Kindheit von den Geschichten der Sufi­Mystiker und auch von dem, was sie in ihren Leben darstellten, inspiriert waren. Wie sehen Sie diese Sufi­Weisheit oder auch die islamische Tradition? Ist dies etwas, was für Sie oder in Ihrer Arbeit wichtig ist?

WK: Ich wuchs in einem Dorf auf. Die Sufi­Dichtung und die Geschichten, die ich in meiner Kindheit hörte, waren für mich sehr wichtig. Ich spreche nicht über den Sufismus als eine Religion, das ist etwas anderes. Ich spreche über die Dichtung. Um was geht es in der Dichtung? Verbunden zu sein, bescheiden zu sein, freundlich zu sein, die Einheit zu erfahren. Und mit dieser Dichtung wuchs ich auf. Daher bin ich mit der Sufi­Dichtung verbunden, aber heute finde ich dieselbe Botschaft in jeder Dichtung. Ich finde dieselbe Energie der Verbundenheit überall in der Welt. Denn wenn wir über Sufismus oder Islam als eine Religion sprechen, geschieht Trennung. Im Gegensatz dazu verbindet Dichtung, lädt in einen Dialog mit allen Menschen ein. Natürlich lebe ich hier in Pakistan, aber es geht nicht um den Islam, es geht um die universelle Botschaft. Wenn wir einen Dichter lesen, finden wir eine universelle Bedeutung, egal, woher die Dichter kommen.

e: Ihre Werke ähneln oft organischen und kosmischen Strukturen und Lebensformen. Es scheint wie eine Kontemplation auf einen universellen Ursprung, die Natur des Kosmos, seine Strukturen und Rhythmen, und die Lebendigkeit des Lebens selbst. Sind solche Bezüge für Sie ein bewusster Aspekt des kreativen Prozesses oder entstehen sie im Tun und Sie sind selbst davon überrascht?

WK: Vielen Dank für diese Frage. Diese Arbeit hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Diese Arbeit hat mich zutiefst verändert. Ich war ein Junge ohne Disziplin, der nicht zur Schule gehen wollte, und heute sitze ich monatelang nachts in meinem Studio. Was bringt mich dazu, das zu tun? Diese Arbeit hat mein Verhalten, mein Leben, meine Umgebungen, meinen Umgang mit Menschen und die Art, wie ich Verbundenheit erfahre, verändert. Die Energie, die ich in meiner Arbeit finde und die mich verändert hat, finde ich auch sonst in der Welt. Dazu müssen wir einfach mit den Menschen reden, in einer bestimmten Energie mit ihnen kommunizieren. Diese Arbeit gibt mir das Vertrauen, dass wir aus dieser Energie heraus leben können; denn ich bin ein veränderter Mensch; mein ganzes Leben veränderte sich durch diese Arbeit.

Es verändert auch die Menschen und wie sie auf die Arbeiten schauen. Wenn sie die Werke betrachten, können sie ihre universelle Bedeutung erfassen. Wenn sie vor einem Bild stehen, sollten ihr Herz und ihr Geist innehalten. Jedes Werk sollte eine Überraschung für sie sein.

Unser Leben heute ist sehr schnell, oft sind wir in Eile. Die Arbeiten versetzen mich in eine besondere, ruhige Stimmung. Sie veränderten mich, sodass ich keine Grenzen mehr zu anderen Menschen spüre, auch wenn wir nicht die gleiche Sprache sprechen können. Ich kann sogar mit ihnen kommunizieren, weil Kunst eine Sprache spricht, die wir alle verstehen. Für den Betrachter dieser Werke möchte ich eine einfache Botschaft vermitteln: Es ist in dir, es wartet auf dich, du musst nur die Hetze in deinem Leben loslassen und die Ideen, Schlussfolgerungen und Geschichten hinter dir lassen. Ich gebe dir nicht irgendeine bereits ausgedachte Geschichte. Ich gebe dir eine Geschichte, die du verstehen kannst. Dann wirst du auch ein Teil meiner Geschichte.

Ich arbeite beispielsweise hier in Lahore gerade an den Bildern für meine nächste Ausstellung in Wien. Diese beiden Orte sind vollkommen verschieden. Während ich hier arbeite, habe ich gleichzeitig den Ausstellungsraum in Wien in meiner Aufmerksamkeit. Deshalb besuche ich die Orte, an denen ich meine Arbeiten zeigen will. Auf gewisse Weise bringe ich so diese Orte zusammen. Aber wenn man die Arbeit in Wien betrachtet, kann man nicht sagen, dass sie aus diesem Teil der Welt kommt. Wenn die Betrachter ihre eigene Bedeutung darin finden, kann ein Gespräch beginnen. Diese Funktion des Verbindens, Brückenbildens und Einladens in ein Gespräch ist für mich das Wichtigste in der Kunst.

Author:
Mike Kauschke
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